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Im Februar 2022 entstand bei mir das Vorhaben, mal ein halbes Jahr ausschließlich "fußläufig" zu fotografieren, mich also auf Motive vor meinen unmittelbaren Haustüre zu beschränken. Unserer Erde und ihrem Klima wird es gut tun und auch die Vorgänge in der Ukraine haben mich nachdenklich werden lassen. Wie in (fast) jedem Jahr wollte ich mich dabei auf ein Hauptprojekt konzentrieren, "Beifang" natürlich nicht ausgeschlossen.

Ich wusste, dass in einem nahegelegenen Waldstück schon seit Jahren ein Habichtpärchen brütet. Habichte sind großartige, wirklich beeindruckende Vögel, deren Beobachtung in der Regel - wie bei den meisten Vögeln des Waldes - allerdings nicht ganz einfach ist. Große Chancen auf hochwertige Aufnahmen rechnete ich mir jedenfalls nicht aus. Aber einen Versuch wollte ich in jedem Fall wagen. Was dann in den folgenden Monaten passierte und wieviel Zeit ich bei den Habichten verbringen würde, davon hatte ich Anfang des Jahres jedenfalls keine Vorstellung. Aber seht selbst!

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Wir haben jetzt Mitte Juli 2022. "Unsere" Habichte haben ein mehr als erfolgreiches Brutjahr hinter sich. Drei Jungvögel sind flügge und zwischenzeitlich auch selbständig geworden. Fast täglich hab' ich sie dabei begleitet und viele interessante, beeindruckende Beobachtungen und auch Aufnahmen aus dem Leben der Habichte erreichen können. Vieles dabei war für mich neu und absolut überraschend. Die Bilder dazu werde ich jetzt nach und nach einstellen, wie immer mit entsprechenden Begleittexten, in denen ich ein wenig allgemeines (und spezielles) Wissen vermitteln möchte, aber auch meine persönlichen Eindrücke und Erfahrungen beschreiben werde. Ich hoffe, dass Ihr meine Begeisterung für diesen edlen Greifvogel danach ein wenig nachvollziehen und vielleicht sogar teilen könnt.

Vorab zunächst noch ein paar allgemeine Informationen: Habichte zählen hierzulande zu den größeren Greifvögeln. Das Weib ist in etwa so groß wie ein Mäusebussard, die Männchen sind um etwa ein Drittel kleiner. Habichte leben überwiegend im Wald, wo nahezu perfekt an die Lebensbedingungen dort angepasst sind. Durch ihr stark gemustertes, grau-braunes Deckgefieder und die helle ebenfalls gemusterte (gesperberte) Bauchunterseite fallen sie im Geäst kaum auf. Die Flügel sind relativ kurz, breit und an den Spitzen gerundet, der Schwanz ist vergleichsweise lang und ermöglicht den wendigen Fliegern rasante, präzise Flugmanöver. Ihre Nester bauen Habichte in die Kronen alter Bäume, gerne nah an Schneisen im Wald, die den Vögeln schnellen und ungehinderten An- und Abflug ermöglichen.

Habichte sind Grifftöter, die sich überwiegend von selbst geschlagener Beute ernähren. Dazu zählen fast alle Vogelarten, aber auch kleinere Säugetiere wie zum Beispiel Eichhörnchen, Kaninchen oder auch junge Hasen und Nutria.

Ein Habichtpärchen lebt monogam in Einehe, bleibt also wenn alles gut geht, ein Leben lang zusammen. Als Standvögel besetzen sie ihre Reviere ganzjährig. Im Jahreszyklus beginnt die Balz oft bereits mitten im Winter, erreicht aber im Frühjahr ihren Höhepunkt. Ein Habichtpaar baut im Laufe des Lebens in der Regel mehrere Nester, die allerdings wiederholt genutzt und dabei immer weiter ausgebaut werden. Die Eiablage findet in der Regel im April statt. Das Weibchen brütet alleine, wird dabei aber vom Männchen versorgt. Die Brutdauer beträgt ca. 5 Wochen Die Jungvögel schlüpfen jeweils im Abstand von einigen Tagen. Die Nestlingsdauer beträgt dann ca. 6 Wochen. Daran an schließt sich die Ästlingszeit, bei der die jungen Habichte das Nest nach und nach verlassen, wobei sich ihr Aktionsradius immer mehr erweitert, indem ihre Flugfertigkeiten zunehmen und sie nach und nach lernen, eigene Beute zu schlagen. Irgendwann, meist in etwa Mitte bis Ende Juli werden sie dann aus dem elterlichen Revier vertrieben und müssen eigene Wege gehen.