Die Rottiere, das sind die weiblichen Stücke, sind mit ihren diesjährigen Kälbern bereits wieder zu den Herden gestoßen. Das Geweih der Hirsche ist fertig ausgebildet, ihr Wanst dick und fett und bis zum Winter ist es noch hin. Bei den Hirschen beginnt der Hormonspiegel zu steigen. Zunächst sind es vor allem die jüngeren Hirsche, die sich gegenseitig ihre Kraft demonstrieren und mit unüberhörbarem Röhren den Beginn der hohen Zeit der Brunft ausrufen. Die kapitalen Hirsche lassen sich noch Zeit. Sie scheinen zu wissen, dass es bis zur Paarungsbereitschaft der weiblichen Stücke noch dauert. Doch irgendwann treibt es auch sie in die Nähe der Herden, von wo sie die jüngeren Hirsche vertreiben und mit den größeren um die Rolle des Platzhirsches streiten.
Für uns ist der Herbst in jedem Jahr eine spannende Zeit, in der es uns zum Rotwild zieht. Viele unserer Aufnahmen entstehen dabei in einem weitläufigen Gatter, in dem Rotwild sehr naturnah und auch nur in geringen Stückzahlen gehalten wird. Hier stören wir das Wild weit weniger als im freien Feld. Es ist zudem weitgehend an Menschen gewohnt, so dass es sehr viel leichter fällt, typische Verhaltensweisen zu beobachten und einzuschätzen. Vieles was wir hier erfahren, hat uns bei anderen Gelegenheiten geholfen, das Verhalten von wildlebenden Tieren richtig einzuschätzen. Wer dabei denkt, dass es in einem solchen Gatter einfach ist, zu aussagekräftigen Bildern zu kommen, liegt falsch. Manchmal sehen wir das Rotwild gar nicht, oft müssen wir mit Sack und Pack viele Kilometer laufen, bis wir es zu Gesicht bekommen und auch dann ist nicht gewährleistet, dass wir an diesem Tag etwas Besonderes vor die Linse bekommen...